De Düvel sitt up een lüttje Stee.
Eine Geschichte von Heiko Ortmann
Im Juni/Juli 1976 befand sich die MS“ELISABETH SCHULTE“ unter Führung von Kapitän Walter Pluschke auf der Reise vom Panama-Kanal nach New Westminster BC. Die Reise entlang der amerikanischen Westküste erfolgte mehr oder weniger in Landsicht.
In der Straße Juan de Fuca ist eine Kursänderung um mehr als 110 Grad erforderlich. Wer also den Kurs nicht rechtzeitig ändert, der wird durch den Strand von Vancouver Island unsanft gebremst.
Es war Sonntag, ich übernahm pünktlich die 12-18 Wache. Als ich vom 1. Offizier Rolf Brahms die Wache übernahm, befanden wir uns auf nördlichem Kurs in der Ansteuerung der Straße Juan de Fuca, das heißt Vancouver Island lag 36 sm voraus. Das Schiff lief VV, die Geschwindigkeit der „Elisabeth“ betrug ca 16,5 kn. Die Sicht war gut, der Schiffsort war sicher. Die Kursänderung stand so gegen 13 Uhr an. Alles war also völlig friedlich und in Ordnung. Kapitän und Besatzung waren in der Messe beim Sonntagsmahl oder hatten sich bereits lang gemacht.
Gegen 12:45 geriet ich unter einen gewissen „biologischen Druck“, der mich veranlasste, möglichst unmittelbar ein größeres Geschäft zu erledigen !
Aber wie und wo?
Die Situation: Kursänderung in 15 Minuten. Fischerleute in ca. 5 sm voraus. Meine Kammer (mit Klo) zu weit weg von der Brücke. Zweiter Mann auf Wache – Fehlanzeige ! Druck steigt !
Die Lösung: Das Lotsenklo hinter dem Kartenhaus auf dem Brückendeck !
Nix wie Hin ! Tür auf, Tür zu, fier weg die Büx, hinsetzen, entspannen !
Blick auf die Tür: innen keine Klinke !!!!!!!!!
Wat nu? Erst das geschäftliche erledigen und dann überlegen:?:?:?:?
Weit und breit kein Mensch in Ruf- oder Hörweite, Betonfußboden – trampeln hilft nix, Tür aufbrechen negativ – die Tür geht nach innen auf, außerdem begrenzte Anlaufmöglichkeiten, Bulleye verschraubt wegen Air Condition. Scheiße !!!!!!!!
Aber in diesem Klo hing, warum auch immer, ein Medizinkasten. In diesem Kasten war nichts —– außer einer halben, vergammelten, klitzekleinen Nagelschere ! Die habe ich dann in die Nut von dem Klinkenvierkant gesteckt und vorsichtig und schweißgebadet die Tür geöffnet ! Alles klar und ich fix und fertig !
So blieb die „ELISABETH“ weiter in Fahrt und Vancouver Island von einer Schramme verschont.
De Düvel sitt mennigmal up een lüttjen Stee.
Dieses, für jeden Nautiker haarsträubende Erlebnis habe ich bisher nur sehr wenigen Leuten erzählt. Veröffentlicht wird sie heute zum ersten Mal nach 34 Jahren. Damals war ich der Meinung, Kapitän und 1.Offizier müssen das nicht unbedingt sofort wissen.